10 Dezember 2009

Druckbolzen - ein Kurzfilm

So schockierend dieser Kurzfilm von Benjamin Diez auch ist, so kreativ stellt er die entfremdete Arbeit dar. Produziert wurden die 8 Minuten und 19 Sekunden an der Filmakademie Baden-Württemberg. In seinem einseitigen Tun beraubt sich der Protagonist zweckdienlich seiner eigenen Existenz, nachdem er vom bürokratisierten Roboter-Personalchef als fähig verurteilt wurde. Eine ganz besondere Verantwortung darf nun von ihm übernommen werden; schlicht als Massenvieh endet er letztendlich und arbeitet sich innerlich leer. Die Emotionslosigkeit und Kälte des Beschäftigungsapparates wird hier besonders gelungen dargestellt. Überzeugen sie sich selbst.

09 Dezember 2009

Weihnachtspfusch: Die Ausbeutung der Liebe

Ist das nicht toll? Bald ist es wieder so weit und auch Coca Cola wünscht uns frohe Weihnachten; der Konzern, der den Weihnachtsmann in der heutigen Gestalt zum Star erhob. Millionen Kinder weltweit lieben den netten Herr mehr als die Cola selbst. Sobald die Kids in die Augen des dicken, bärtigen Mannes sehen, sehen sie auch die vielen Wünsche, die das TV ihnen behaglich und auch täglich konstruiert an das kleine Hirn bindet. Ein, zwei Illusionen hier, ein pseudo-fröhliches Kind in der Werbung dort, welches so tut, als würde das Produkt der Begierde es glücklich machen. Der Rest erledigt das gleichaltrige Umfeld des Sprösslings, welches auch gebannt die Glotze betrachtet und erkennt, dass ferngesteuerte Autos wunschlos glücklich machen können. Das gebrauchte Material landet irgendwann da, wo es nicht so gut riecht. Etwa dort liegt dann auch die Enttäuschung des Kindes. Hat halt doch nicht so glücklich gemacht. Open Happiness!

Dabei vergisst es ganz, was es tatsächlich und nachhaltig glücklich machen kann. Eine Umarmung, Liebe, Zuwendung. Doch daran denkt das Kind nicht, es ist es auch nicht gewohnt. Die Eltern sind zu sehr damit beschäftigt ihre Zeit und Kraft bei Coca Cola darin zu verschwenden, den aufwendigen Werbespot mitzufinanzieren.

Mal ehrlich: Liebe ist es doch, was mal das Kerzen-auspusten in einer Gesellschaft bedeutet, deren Antrieb Neid und Egoismus darstellt. Umso grausamer ist die Tatsache, dass das eine, eigentlich viel zu seltene, Mal im Jahr so dermaßen kapitalgeil ausgeschlachtet wird. In dieser Farce in der Farce beschenken wir uns gutmütig mit allem beworbenen Firlefanz in der Hoffnung, den gegenüber glücklich zu machen. Doch das wahre Glück bleibt dabei oft verwährt und das Kapital sieht es mit Genugtuung.

WE LOVE TO ENTERTAIN YOU! Really.

Wir sitzen im Schlamm, verschenken Herzen aus Schlamm. Und irgendwie erscheint uns alles so schlammig, wissen aber nicht wieso. Und so verschenken wir weiter Schlamm.

Ich möchte hiermit selbstverständlich nicht bestreiten, dass gewisse Menschen, sicher viele Menschen, viel nicht illusionsbehaftete Liebe "schenken". Doch möchte ich hiermit aufrufen, sich der gesamtgesellschaftlichen Lieblosigkeit bewusst zu werden und sich ihr zu entziehen.
Verabreden sie mit ihren Liebsten, sich ein mal nichts zu schenken, lassen sie den illusionären Rummel-Quatsch hinter sich, nehmen sie ihre Nächsten an die Hand und unternehmen sie etwas kreatives, liebevolles und gesprächiges. Nutzen sie diese Zeit um nachhaltig Halt und Geborgenheit zu geben, und einmal nicht Socken oder TV-Gerätschaften, die die Cola-Reklame in High Definition in ihre Augen pustet. Und denken sie über alternativen nach, denn wenn die Feierlichkeiten zu ende sind, scheinen sie als Mensch nicht mehr Wert zu sein, als das, was sie leisten. Die nächste Cola-Werbung steht ja schon vor der Tür.


Das Fest der Liebe? Doch eher der Rest der Liebe.

06 Dezember 2009

Lechts vor Rinks: Piratenpartei unter Zugzwang

Wer die Bundestagswahl 2009 aufmerksam verfolgt hat, kam um den Begriff "Piratenpartei" nur schwer herum. Mit über 11.700 Mitgliedern ist sie mittlerweile die größte deutsche Partei hinter den Grünen. Der Schrei nach Freiheit, direkter Demokratie und einer Modernisierung des Patent- und Urheberrechts traf den Zeitgeist der jungen Generation auf den Punkt. Mit Stolz trug sie die Proteste gegen die Vorstellungen Frau von der Leyen's hinsichtlich getarnter Zensurmaßnahmen gegen das freie Internet. Doch nun geht es in stürmische Gewässer.


Eines schien dabei für die Seeräuber besonders an der Zeit: Die Abkehr von ideologischer Politik hin zur Sachlichkeit. Aaron Koenig, Mitglied im Bundesvorstand der Piratenpartei, brachte es in einem ZDF-Interview folgendermaßen auf den Punkt:

"Die Piratenpartei ist ja glücklicherweise weder links noch rechts, sie hat einfach nur das Ziel, bessere Lösungen zu finden, als die Anderen."

Endlich eine Partei, die sich den Themen und der Wissenschaft widmet, offen und unvoreingenommen diskutiert und die Parole konsequent meidet. Das dachten sich wohl auch die, die so oft als politikverdrossen abgestempelt wurden, und nun unterstützen immer mehr solcher Menschen die Partei mit der Piratenflagge.

Es sind viel mehr die zähen politischen Strukturen, so scheint es, die das Volk vom Wählen und dem politischen Diskurs abhalten. So hört man es auch oft aus piratigen Reihen. Tatsächlich: befragt man Menschen, wieso sie, wenn sie es denn sind, politikverdrossen sind, hört man oft Sätze wie "Die machen doch sowieso was sie wollen.", "Meine Stimme ist nichts wert" oder ähnliches. Die eigene Stimme geht in der Masse unter, der mitmach-Faktor steht nahe bei Null. Und genau das ist es, was die Piratenpartei über ein besonderes Maß an Potenzial verfügen lässt, vor allendingen in Anbetracht jüngerer Generationen: Sie lässt den Bürger die Basisdemokratie erfahren, wenn auch derweil nur Parteiintern.
Doch um als Partei ernst genommen zu werden, muss man sich dem Verständnis, wie man denn nun Politik zu machen hat, unterwerfen. Das aber zerstört das Fundament ihrer Bedeutungskraft.

Die Aufruhr um das Interview mit dem von einigen Verfassungsschutzbehörden als rechtsextremistisch eingestuften Wochenblatt "Junge Freiheit", erhöhte den Druck auf die Partei ungemein, nachdem schon Bodo Thiesen "rechte Worte" von sich ließ. Dieser Druck, sich gewissen Schubladen fern zu halten, kann dazu führen, dass die Mitglieder der Piratenpartei nun versuchen, aufgrund des hohen Drucks sich positionieren zu müssen, die Partei dahin zu zerren, wo ihr bisheriges Verständnis liegt, die besten Lösungen finden zu können. Doch eine wissenschaftliche Analyse, wie man sie eigentlich bei den Piraten erwartet, bleibt in so einem Taumel aus. Viel mehr wird die Partei dadurch "vermainstreamt" und verliert ihren ursprünglichen, aus meiner Sicht äußerst lobenswerten, Charakter.

Das nicht-positionieren, was zu Anfang der Partei als vernunftbegabt und lobenswert vermerkt wurde, scheint bei den Piraten so langsam den Stolperstein darzustellen, der sie davon abhält, als "echte Politiker" anerkannt zu werden.

Es stellt sich am Ende die Frage, was die Piratenpartei in Form aller in ihr beteiligten Menschen erreichen will. Ist es eine neue, sachliche und eine der sich der Ideologie abwendenden Politik, die zu Anfang unerschütterlich verteidigt wurde? Oder wollen die Piraten tatsächlich ihr Fundament für die Wählergunst opfern? Was nützt denn die Wählergunst einer Partei, die nicht mehr die Ziele vertritt, die ihre Identität darstellte?

Wenn die Piratenpartei nicht so enden will, wie es die Grünen einst erleben mussten, so muss sie nun mit erhobener Brust öffentlich darstellen, welche Politik sie vertritt, dass sie nicht in das alte Schema hineinpasst. Das "rechte Gedankengut" widerspricht den Werten der Piratenpartei, doch eine Abgrenzung in Form von "Schubladendenken" entspricht nicht der ursprünglichen Partei. Sie muss sich öffentlich ihrer Sachthemen-Politik bekennen. Dies würde unweigerlich auch das Echo der Fälle Bodo Thiesen und Junge Welt abschwächen und ein wichtiger Parteikern bliebe erhalten.